Ausgangslage
Gemäss der neuen Ökodesign Verordnung (ESPR – EU 2024/1781) und der revidierten Bauprodukteverordnung (EU 2024/3110) wird der Digitale Produktpass (DPP) zu einer gesetzlichen Anforderung. Swisspearl, ein Hersteller von langlebigen Bauprodukten (z. B. Faserzemen, Fassaden-/Dachplatten), steht vor der Herausforderung, die Produkttransparenz über den gesamten Lebenszyklus hinweg sicherzustellen. Um sich frühzeitig darauf vorzubereiten hat Swisspearl in Zusammenarbeit mit BloqSens AG und GS1 ein DPP-Pilotprojekt auf Chargenebene durchgeführt.
Herausforderung
Die Implementierung des Digitalen Produktpasses (DPP) stellte Swisspearl vor folgende Herausforderungen: Datenerfassung (ca. 100 Attribute, von der Materialzusammensetzung bis zu Recycling-Anweisungen); Aufbau einer zukunftssicheren IT-Architektur für den Austausch von Wertschöpfungskettendaten; Sicherstellung, dass der DPP über einen QR-Code/GS1 Digital Link einfach und intuitiv zugänglich ist, Bereitstellung einer optimalen, markenkonformen Benutzererfahrung auf mobilen Geräten und Bewertung der Wertschöpfung (PR, Marketing, After Sales) über die reine Compliance hinaus.
Lösungsansatz durch Solution Partner
In Zusammenarbeit mit BloqSens AG als Lösungspartner und GS1 als Compliance-Beratungspartner wurde ein Pilotprojekt für einen ausgewählten Typ von Swisspearl-Dachplatten gestartet. Der Kern des Ansatzes bestand darin, den DPP-Demonstrator als statische Website zu implementieren, um eine schnelle Projektinitiierung zu ermöglichen. Der Zugriff auf den Demonstrator erfolgt über einen QR-Code mit GS1 DigitalLink (ISO/IEC 18975), der nach vollständiger Implementierung auf einem physischen Produktetikett angebracht werden soll. Das Design der Landing Page wurde sorgfältig an das Corporate Design von Swisspearl angepasst. Die Benutzererfahrung wurde nach dem „Mobile First”-Prinzip optimiert.
Die Umsetzung
Der Demonstrator wurde ohne Login öffentlich zugänglich gemacht. Die Daten für die rund 100 Attribute wurden in einem Asset Administration Shell (AAS)-Repository-System verwaltet, wodurch GS1-Standards effektiv mit der AAS-Architektur kombiniert wurden. Der DPP ist in mehreren Sprachen (Englisch, Dänisch und Schwedisch) verfügbar, wobei die Übersetzungen automatisch generiert werden. Das Endergebnis ist eine realistische Demoversion des DPP für ein Swisspearl-Produkt, die online unter https://swisspearl.bloqsens.com zugänglich ist.
Resultat, Ausblick
Das Pilotprojekt identifizierte die Datenfragmentierung – also die Streuung von Informationen über die gesamte Lieferkette hinweg – als grösste Herausforderung bei der Umsetzung des DPP in der Bauindustrie. Das Projekt trug dazu bei, diese Datenlücken zu identifizieren und Massnahmen zu ihrer Schliessung zu definieren. Ein Workshop mit dem BloqSens-Team und der IT-Abteilung von Swisspearl klärte den internen Integrationsbedarf und die zukünftige IT-Roadmap. Diese Erkenntnisse werden als Leitfaden für zukünftige Projekte dienen, um die Einführung des DPP auf andere Produktlinien auszuweiten und die Integration von Partnern voranzutreiben.
BloqSens hat eine auf offenen Standards basierende Lösung entwickelt, die Interoperabilität und Skalierbarkeit gewährleistet. Die Verwendung von GS1-Standards wie EPCIS und GTIN stellt sicher, dass Produktinformationen über die gesamte Lieferkette hinweg eindeutig identifizierbar und rückverfolgbar sind. Die Umsetzung als „Mobile First“-Website demonstriert die Machbarkeit einer benutzerfreundlichen DPP-Lösung. Eine öffentlich zugängliche Version des Pilotprojekts finden Sie unter folgendem Link: https://id.gs1.ch/01/07612345009995
Swisspearl Group AG Nutzen
Das DPP-Pilotprojekt ermöglicht es Swisspearl, proaktiv die künftigen Anforderungen der ESPR- und Bauprodukteverordnung zu erfüllen, was für den Zugang zum EU-Markt unerlässlich ist. Die digitale Datenbank schafft eine Plattform für neue Dienstleistungen, wie beispielsweise die Bereitstellung spezifischer After-Sales-Informationen, und ermöglicht so eine verbesserte Kundeninteraktion. Die Umsetzung des DPP leistet einen wesentlichen Beitrag zur aktiven Gestaltung der Kreislaufwirtschaft für Bauprodukte.